— Ausstellungseröffnung „Verborgene Helden und Heldinnen des transatlantischen Sklavenhandels“ : Erlangen, 31. Oktober 2016; Rathaus-Foyer, um 19 Uhr —
Sklavenhandel: ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit —
Vom 20. September 2016 bis zum 11. November 2016 finden in Erlangen die zweiten „Black History Weeks“ statt. Sie präsentieren sich in einer Reihe von Veranstaltungen zur Geschichte und Bedeutung der afrikanischen Diaspora in Deutschland und darüber hinaus. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Darstellungen des Sklavenhandels sowie dessen historischen Folgen in verschiedenen Teilen der Welt: in Europa, in Amerika und auf den karibischen Inseln.Höhepunkt dieser Veranstaltung ist die Ausstellung von Pierrette Herzberger-Fofana in Zusammenarbeit mit der Stadt Erlangen und Engagement Global.
Eröffnungsausstellung: 31.Oktober 2016; im Rathaus-Foyer, um 19 Uhr – auf Wunsch Führung durch die Initiatorin.
Gezeigt werden 20 Biographien aus Afrika von entführten Jungen und Mädchen, Frauen und Männern zur Zeit des Sklavenhandels. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert lebten afrikanische Menschen auf amerikanischen Plantagen, im osmanischen Reich oder an europäischen Adelshöfen sowie in Privathaushalten. Sie wurden auf verschiedene Weise „verkauft“, „verschenkt“ oder als „Unterpfand“ in die neue Welt deportiert.
Viele von den afrikanischen Kindern wurden als „Adelspage“ (was ein Euphemismus war) bezeichnet — wie Anton Wilhelm Amo (1703-1753), der erste afrikanische Universitätsprofessor in Jena, unserer Partnerstadt. Dort lehrte er Philosophie. Amo wurde als Kind in der Goldküste (heute Ghana) entführt. Er wurde an Herzöge und Fürsten Anton Ulrich von Braunschweig und Ludwig Rudolf von Lüneburg-Wolfenbüttel „verschenkt“; oder August Sabac El Cher, (1836-1885), der Mündel von Prinz Albrecht. Im März 1843 unternahm Prinz Albrecht eine Expedition nach Kairo und wurde von dem Vizekönig empfangen. Am Ende der Audienz „schenkte“ er ihm den kleinen siebenjährigen Jungen.
Diese geraubten Kinder wurden oft auch als „Unterpfand“ — wie Aquasi Boachi und sein Cousin Kwame Poko nach Europa — geschickt. Diese beiden Kinder waren die Adelspagen des niederländischen Königs Wilhelm I. und dessen Gemahlin Anna Paulowna. Aquasi Boachi kam später in die Obhut der Prinzessin von Weimar als Adelspage und studierte an der Hochschule von Freiberg, wo heute noch ein Portrait von ihm in Museum der Stadt Freiberg hängt.
Die Geschichte dieser Kinder kommen alle in den Schulbüchern nicht vor und gehören nicht zum hiesigen kollektiven Bewusstsein — wie zum Beispiel Machbuba (1825-1840), das 14-jährige Mädchen, das von dem 52-jährigen Dandy Prinz Hermann Pückler-Muskau auf dem Kairoer Markt „gekauft“ wurde. In einem Brief an seine Gemahlin Lucie bezeichnete er die minderjährige Machbuba als seine „Konkubine“. Um den Zorn seiner Ehefrau zu besänftigen, brachte er ihr als „Geschenk“ den jungen Afrikaner Joladour. Hermann Pückler-Muskau (1785-1871) selbst war in Deutschland bekannt für seine Eskapaden, Abenteuerlust und Extravaganz. Er erwarb somit den Ruf „ Der tolle Pückler“. Mit Machbuba konnte er seinen Ruf wahren, denn sie war jung und bildhübsch. Zurück in Deutschland hielt er Machbuba in Geiselhaft im Schloss von Muskau ungefähr einhundert Kilometer von Berlin entfernt. Sie starb dort einsam und krank. Alle diese entführten Pagen wurden im Alter verstoßen — wie Rustimo, der Page der österreichischen Kaiserin Elisabeth, bekannt als Sissi. Rustimo sollte die Erbprinzessin Valerie Gesellschaft leisten und durch seine Erscheinung die Hofdamen erschrecken. Nachdem er ausgedient hatte, wurde er in ein Armenhaus interniert, wo er auch starb.
Eine schillernde Figur der Wiener Gesellschaft des 18.Jahrhunderts ist Angelo Soliman. Als Vorzeigefigur der Freimaurer hat er eine (abenteuerliche) Odyssee von Afrika nach Österreich hinter sich gebracht. Angelo Soliman wurde1734 an den kaiserlichen Prinzen Johann Georg von Lobkowitz, Gouverneur von Sizilien, „verschenkt“. Dieser nahm ihn als Wegbegleiter während aller militärischen Feldzüge durch Europa. Nach seinem Tod kam Soliman nach Wien in den Haushalt von Joseph Wenzel I., Prinzen von Liechtenstein. Er nahm ihn als seinen persönlichen Kammerdiener. Er begleitete ihn nach Frankfurt am Main zu der Krönung von Franz Joseph. Soliman war zu dieser Zeit der Hauslehrer des Erbprinzen Aloys. Am 21. November 1796 starb Soliman veramt an Schlaganfall in Wien. Der österreichische Kaiser Franz II nahm sich seinen Leiche an und ließ sie ausstopfen. Er wurde dann als exotisches Kuriosum in seinem Kabinett für Naturalien ausgestellt.
Wir möchten im Sinne der internationalen UN-Dekade 2015-2024 UN-Decade for People of African Descent 2015 – 2024 der UNO (Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft) unter dem Motto „Anerkennung, Gerechtigkeit und Entwicklung„, „dem Schicksal dieser verborgenen Heldinnen und Helden ein Gesicht geben und dasselbe sichtbar machen. Wir erfüllen damit zwei Gründe: „Anerkennung und Gerechtigkeit“.
Die Sklaverei und der Sklavenhandel: Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Es ist das Verdienst zahlreicher französischer Organisationen und insbesondere der ehemaligen Justizministerin Frankreichs, Frau Christiane Taubira, aus Guyana, dass seit 2002 das Thema Sklaverei in den Französisch-Unterricht eingeführt werden konnte.
Das „Taubira-Gesetz“ wurde am 10. Mai 2001 einstimmig in der französischen Nationalversammlung verabschiedet. Es erkennt an, dass Sklaverei und Sklavenhandel Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind. Der 10. Mai gilt seither in Frankreich als Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer der Sklaverei und des transatlantischen Menschenhandels.
Am 23. August findet jedes Jahr auf der ehemaligen Sklaveninsel Goree (1444-1848) im Senegal (Senegal) eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Sklavenhandel statt.
Durch das „Tor ohne Wiederkehr“ des Sklavenhauses auf der Insel Goree (Senegal) wurden die Söhne und Töchter Afrikas nach Europa und in die Neue Welt verschifft.
Lesetipp:
Herzberger-Fofana, Pierrette: La tragédie humaine de l´Ile de Gorée ( zu Deutsch: Die menschliche Tragödie der ehemaligen Sklaveninsel Goree, Senegal )
Auszeichnung als „Pilger(in) von Goree“, Senegal: „Ich ,der Unterzeichnende, Oberbürgermeister der Kommune von Goree, Hochburg des transatlantischen Handels und Kulturerbe der Menschheit, verleiht laut dem Beschluss Nr. 0045/CAG/ des Stadtrates vom 30. Juni 2004 Frau Pierrette Herzberger-Fofana den Status von ‚Pilger(in) von Goree‘. Angefertigt und erteilt auf Goree (Senegal), heute, 23.August 2004. Der Oberbürgermeister: Rechtsanwalt Augustin Senghor.“
Dr.Pierrette Herzberger-Fofana
E-Post-Anschrift: drherzbergerfofana@gmail.com
Telefonnummer : 09131 30 21 52
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